ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit- / Hyperaktivitätsstörung) und Autismus sind weit verbreitete Störungen, die überall auf der Welt auftreten und Kinder und Erwachsene gleichermaßen betreffen. Die genauen Ursachen der Erkrankungen sind noch nicht vollständig geklärt, aber es ist bekannt, dass eine Mischung aus genetischen Faktoren und Umweltfaktoren eine wichtige Rolle spielt. Weltweit wird geschätzt, dass etwa 5-7 % aller Kinder und 3 % der Erwachsenen von ADHS und 1-2 % aller Kinder und Erwachsenen von Autismus betroffen sind.
Das schwedische Zentralamt für Gesundheit und Wohlfahrt, Socialstyrelsen, hat eine neue Fassung der erstmals im Oktober 2022 veröffentlichten schwedischen nationalen Leitlinien für ADHS und Autismus publiziert. Die neueste Fassung, die am 19.03.24 veröffentlicht wurde, enthält insgesamt dreizehn neue Empfehlungen, die nach einer Konsultation mit fast 500 Fachleuten erarbeitet wurden. Die aktualisierten Leitlinien enthalten auch einige bedeutsame neue Empfehlungen zur kognitiven Unterstützung Betroffener und zur Behandlung von Schlafproblemen, darunter die Verwendung von Gewichtsdecken.
Zum ersten Mal gibt es einen Leitfaden für die kognitive Unterstützung von Menschen mit ADHS oder Autismus. Dazu zählen die Unterstützung bei der Erledigung täglicher Aufgaben, bei der Zeitplanung und Erinnerungshilfen. So will man Betroffenen helfen, ihren Alltag unabhängiger und selbstständiger zu bewältigen. Diese Art der Unterstützung ist besonders für Kinder von Vorteil, da sie Schwierigkeiten im späteres Leben vorbeugen kann.
In der Vergangenheit hat es immer wieder Diskussionen darüber gegeben, ob Gewichtsdecken zur Verbesserung des Schlafs beitragen können. Die neuen Leitlinien halten fest, dass Erwachsene mit ADHS oder Autismus und ausgeprägten Schlafproblemen von der Verwendung einer Gewichtsdecke profitieren könnten. Voraussetzung dafür ist, dass erhaltene Hilfen zur Förderung gesunder Schlafgewohnheiten, wie z. B. die Anpassung der Schlafumgebung und das Führen eines Schlaftagebuchs, nicht zu einer deutlichen Besserung der Problematik geführt haben. Aus diesem Grund haben Gewichtsdecken für Erwachsene im Allgemeinen und insbesondere für Menschen mit Autismus hohe Priorität, da deren Probleme in der Regel schwerwiegender sind als die von ADHS-Betroffenen.
Derzeit wird die Wirksamkeit von Gewichtsdecken speziell für Kinder weiter erforscht. Daher empfiehlt das schwedische Zentralamt für Gesundheit und Wohlfahrt Gewichtsdecken für Kinder mit ADHS oder Autismus im Rahmen der Forschung unter Anwendung systematischer Auswertungen. Darüber hinaus wird ihre Verwendung für Kinder ab fünf Jahren empfohlen, die mit erheblichen Schlafstörungen zu kämpfen haben und bei denen die verfügbare Unterstützung zur Verbesserung der Schlafhygiene keine ausreichende Wirkung zeigt.
Eine Studie, die 2023 veröffentlicht wurde, untersuchte die Wirkung von Gewichtsdecken auf Kinder mit ADHS und deutet darauf hin, dass diese Kindern mit ADHS und Schlafproblemen in der Tat bei der Bewältigung ihres Alltags helfen können.
Die Leitlinien sind insofern von großer Bedeutung, als es nicht nur um die Hilfsmittel selbst geht, sondern auch darum, dass anerkannt wird, wie wichtig es ist, ADHS und Autismus mit einer breiten Palette von Unterstützungsmöglichkeiten zu begegnen. Sie sollen Fachleuten aus dem Gesundheits- und Sozialwesen dabei helfen, fundiertere Entscheidungen über die Ressourcenverteilung zu treffen, sind aber auch eine gute Informationsquelle für Einzelpersonen und Familien, die auf der Suche nach weiteren Unterstützungsmöglichkeiten sind.
Zudem räumen die überarbeiteten Leitlinien Gewichtsdecken einen höheren Stellenwert bei der Behandlung von Schlafproblemen im Zusammenhang mit den genannten Erkrankungen ein. Letztendlich geht es darum, das tägliche Leben für Menschen mit ADHS oder Autismus und ihre Familien besser und leichter zu gestalten, indem der Wert einer frühzeitigen Unterstützung und maßgeschneiderter Lösungen wie kognitive Hilfen und Gewichtsdecken hervorgehoben wird.
„In der Schule und auch später im Berufsleben werden hohe Anforderungen an die kognitive und soziale Flexibilität gestellt, und diese Anforderungen entsprechen nicht immer unseren Fähigkeiten. Unsere Gehirne scheinen für diese Belastung nicht gerüstet zu sein, vor allem, wenn wir eine neurologische Entwicklungsstörung haben.“
– Evelyn Andersson, Socialstyrelsens Projektleiterin für die Erarbeitung der Leitlinien
Die heutigen gesellschaftlichen Anforderungen und sozialen Normen können für Erwachsene und Kinder mit ADHS oder Autismus eine Herausforderung darstellen, die sich auf Familienleben, Beziehungen, Ausbildung und Arbeit auswirken kann. In der Schule und am Arbeitsplatz werden beispielsweise häufig soziale Kompetenzen, planerische Fähigkeiten und Flexibilität gefordert, die für Betroffene mitunter schwer zu erfüllen sind.
Um positive Erfahrungen in der Schule zu ermöglichen, sollten Kinder, die mit ADHS oder Autismus zu kämpfen haben, eine angemessene Unterstützung erhalten, die auf ihre Schwierigkeiten und Stärken zugeschnitten ist. Auf diese Weise kann das Risiko früher Misserfolge, die möglicherweise zu zunehmenden Schwierigkeiten im späteren Leben führen, gemindert werden.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die schwerwiegenden sozialen, psychischen und körperlichen Folgen für Erwachsene und Kinder mit ADHS oder Autismus durch ein begünstigendes und anpassungsfähiges Umfeld, eine frühzeitige Erkennung und eine entsprechende Behandlung verringert werden können. Deshalb sind maßgeschneiderte Förderung und Interventionen so unglaublich wichtig.
Die Richtlinien und eine zugehörige Pressemeldung können (in Schwedisch) in voller Länge auf der Webseite der Socialstyrelsen eingesehen werden.
Socialstyrelsen (Schwedisches Zentralamt für Gesundheit und Wohlfahrt):
Richtlinien in voller Länge (in Schwedisch)
Pressemeldung zur Veröffentlichung (in Schwedisch)
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