Ein kürzlich veröffentlichter systematischer Review über 154 Studien, die insgesamt 252.437 Personen umfassen, und eine darauf basierende Meta-Analyse von 31 Studien ergaben, dass rund ein Drittel (28,98 %) der ehemalig an COVID-19 erkrankten Erwachsenen anhaltende Schlafprobleme über mehr als vier Wochen nach der überstandenen Infektion erleben.
Die COVID-19-Pandemie hat vieles in der Welt verändert und obwohl sie offiziell als überstanden gilt, hat sie anhaltende Auswirkungen auf die globale Gesundheit. Denn auf die akute Coronavirus-Infektion oder COVID-19-Infektion kann für einige auch eine langfristige Form der Erkrankung folgen, die unter dem Namen Long-COVID oder post-akutes COVID-19-Syndrom bekannt ist.
Der systematische Review und die Meta-Analyse, die in 2023 von Forschern der chinesischen Taipei Medical University veröffentlicht wurden, zielen darauf ab zu ermitteln, wie häufig Schlafstörungen bei Erwachsenen im Kontext von Long-COVID vorkommen.
Durch die Auswertung relevanter Forschungsarbeiten aus verschiedenen Datenbanken (MEDLINE, EMBASE, Scopus und Web of Science bis zum 21. November 2022) und unter Berücksichtigung von Studien mit einer Nachbeobachtungszeit von mindestens 28 Tagen, konnten 153 Artikel mit 252.437 COVID-19-Patient*innen identifiziert werden. Davon wurden 31 Studien für eine detaillierte Analyse herangezogen.
Die Untersuchung bestätigte eine allgemeine Prävalenz von Schlafstörungen nach COVID-19 von etwa 28,98 %, was auf durchschnittlich jeden dritten Betroffenen hinweist. Am stärksten betroffen waren Personen in Europa, während die niedrigsten Raten in Südostasien verzeichnet wurden. Als deutliche Risikofaktoren wurden dabei eine besonders schwere, akute COVID-19 Erkrankung und auch das weibliche Geschlecht identifiziert. Frauen leiden demnach häufiger unter Schlafstörungen im Zuge von Long-COVID als Männer. Die am häufigsten berichteten Probleme waren schlechte Schlafqualität, übermäßige Tagesmüdigkeit, Insomnie und Schlafapnoe. Eine interessante Beobachtung der Wissenschaftler*innen war zudem, dass die geschätzte Häufigkeit von Schlafproblemen nach einer Corona-Erkrankung deutlich höher war, je nachdem welche Methode zu ihrer Erfassung angewandt wurde. Im Falle von Symptomfragebögen, Selbstberichten und persönlichen Interviews fiel die Häufigkeitsschätzung dabei deutlich niedriger aus als bei der Verwendung von standardisierten Skalen wie der sogenannten Epworth-Schläfrigkeitsskala („Epworth Sleepiness Scale”) oder dem Pittsburgh-Schlafqualitätsindex („Pittsburgh Sleep Quality Index“).
Die Autor*innen betonen, dass die Mechanismen, die den Schlafstörungen bei Long-COVID zugrunde liegen, dringend untersucht werden sollten, um auf diese Weise effektive Strategien zu ihrer therapeutischen Behandlung finden zu können.
Dr. Monika Haack, Leiterin einer laufenden Studie
„Ist die Art und Weise, wie Long COVID-Patienten Schmerzen verarbeiten, vergleichbar mit dem, was wir bei Menschen mit Insomnie oder schlechtem Schlaf beobachten? Dazu gibt es noch keine wirklichen Daten.“
Es ist deutlich, dass weitere Forschung und Untersuchungen nötig sind, um die Auswirkungen von Long-COVID auf den Schlaf besser zu verstehen.
In diesem Zusammenhang unterstützen die amerikanischen National Institutes of Health (NIH) zwei kleinere Studien, die sich verschiedenen Aspekten dieser widmen sollen. Die erste Studie unter der Leitung von Dr. Monika Haack befasst sich mit der Wechselwirkung zwischen Schlaf und Schmerz und wie diese mit Long-COVID zusammenhängt. Eine weitere Studie, geführt von Dr. Kristen Knutson and Dr. Igor Koralnik, untersucht die Beziehung zwischen Schlaf, Entzündung und kognitiven Problemen wie Müdigkeit und sogenanntem Brain Fog bei Menschen ab einem Alter von 55 Jahren und erforscht die neurologischen Nachwirkungen von COVID-19, bekannt als Neuro-PASC.
Beide Studien unterstreichen die Komplexität von Schlafstörungen bei Long-COVID und wie wichtig das Verständnis dieser Probleme für die Entwicklung wirksamer Behandlungen ist. So erhoffen sich die Forscher, gezielte Interventionen für die Symptome zu finden und so letztlich die Lebensqualität der von Long-COVID betroffenen Patient*innen zu verbessern.
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